Der Ramadan in Palästina
Der Zusammenhalt in der Familie bzw. Der Sippe ist groß, sowohl auf dem Land als auch in den Städten. Im Ramadan spiegelt sich dies in folgender Begebenheit wider: Der Mann lädt täglich seine Schwestern und weiblichen Verwandten zum Iftar ein. Jeder Mann ist traditionell für seine weibliche Verwandtschaft verantwortlich, auch wenn diese wohlhabend sind. Er muss jede von ihnen mindestens einmal im Monat Ramadan zu sich einladen. Bei denen, die bedürftig sind, muss er dafür sorgen, dass sie täglich kochen können. Das gleiche gilt für die Nachbarn und die Bekannten.
Diese guten Taten werden durch Absperrungen, Ausgangssperren, Schutzmauern und andere ähnliche Maßnahmen teilweise oder vollständig unterbrochen. Zum Beispiel: Eine Schwester wohnt 100 Meter von ihrem Bruder entfernt. Die beiden sind aber durch die Mauer voneinander getrennt worden. Um zu der nächsten Möglichkeit, die über dieses Hindernis führt, zu kommen, muss der Bruder eine halbe Tagesreise auf sich nehmen. Wenn ein Familienmitglied nun im Gaza-Streifen lebt und die übrigen Familienmitglieder in der Westbank, vergehen Jahre, bis sich eine Möglichkeit ergibt, um sich wiederzusehen. Es bleiben einem nur die Internetcafes oder das Telefongespräch.
Sahur und Tarawih Wie in anderen islamischen Ländern gibt es einen Mann, der die Muslime mit einer Trommel zum Sahur weckt. Nach dem Isha-Gebet wird das Tarawih-Gebet in den Moscheen gebetet. Beides ist jedoch nicht allen Muslimen zugänglich, da es oft große Schwierigkeiten gibt, zu der nächsten Moschee zu kommen, die, wie im vorher beschriebenen Fall, zwar eigentlich nur 100 Meter entfernt ist, jedoch der Weg dorthin durch eine Mauer oder Absperrung blockiert wird. Das Tarawih-Gebet ist je nach Moschee zwischen 8 und 21 Raka’a lang.
Besonderheiten beim Essen im Ramadan Eine tägliche Suppe, Qataif-Taschen (süße Ramadan-Spezialität). Die meisten Muslime essen nach dem Adhan. Es gibt keine Iftar-Kanone mehr. In früheren Zeiten wurde diese eingesetzt, um den Muslimen die Zeit des Fastenbrechens (Iftar) anzukündigen, da der Gebetsruf nicht überall gehört werden konnte. Diese Tradition kann jedoch seit der Besatzung nicht mehr durchgeführt werden. Nach dem Tarawih-Gebet wird nicht mehr gegessen. Zum Sahur haben wir 2 mal Adhan. Der erste ist, um die Leute aufzuwecken, so dass sie den Sahur zu sich nehmen können. Der zweite ist, damit die Leute wissen, das die Zeit für den Sahur vorüber ist. Restaurants und Cafes schließen tagsüber ihre Türen. Die christlichen Mitbürger nehmen Rücksicht auf die Gefühle der muslimischen Nachbarn und essen nicht in der Öffentlichkeit oder vor den Muslimen. In manchen Orten werden zum Fastensbrechen auch die christlichen Nachbarn eingeladen. Nur den Bewohnern von Jerusalem und dem 48er Bezirk (Palästinenser mit israelischem Pass) ist es gestattet, in Jerusalem, insbesondere in der Al-Aqsa-Moschee, zu beten. In der Al-Aqsa-Moschee gibt es einen täglichen Iftar, und in der Nacht zum 27. Ramadan (der Lailatu l-Qadr) ist es den Muslimen erlaubt die ganze Nacht in der Al-Aqsa-Moschee zu verbringen. An anderen Tagen muss die Moschee nach dem Tarawih-Gebet geschlossen werden. In der Nacht zum 27. Ramadan kommen ca. 30.000 Muslime zum Iftar und zum Tarawih in die Al-Aqsa Moschee.
Quelle: Muslime fasten